Heute allgegenwärtig
Als 1996 mein Sohn Marcus in die Firma eintrat, wussten wir zwar
inzwischen, worum es sich bei Pimientos de Padrón handelt. Aber auch da
galt das Fruchtgemüse immer noch als ausgemachter Exot. Einer der ersten Berliner Köche, die Pimientos de Padrón regelmäßig servierten, war Anfang der 2000er Markus Herbicht. Er führte im Westin Grand Hotel an der Friedrichstraße kulinarisch Regie und war zuvor einige Jahre in Andalusien tätig. Dort hatte er sie kennengelernt – aber sonst? Heute jedenfalls sind die grünen Paprika-Winzlinge aus Spanien auch hierzulande allgegenwärtig. Genau genommen stammen sie aus der nordwestlichen Ecke der Iberischen Halbinsel, aus Galicien. Dort werden sie vor allem rund um die Kleinstadt Padrón angebaut.
Ein Tag im Zeichen der Paprika
Das 8.300-Einwohner-Örtchen liegt nur wenige Kilometer entfernt von der berühmten Wallfahrtsstadt Santiago de Compostela. Aber auch Padrón hat einiges zu bieten. Die jahrhundertealte Kirche Santiago Apóstol beispielsweise oder das Denkmal von Rosalia de Castro, deren bedeutendstes lyrisches Werk auch ins Deutsche übersetzt wurde. Touristenscharen kommen deswegen allerdings nicht nach Padrón. Von erheblich stärkerer Magnetwirkung ist da schon die Festa do Pemento. Das kulinarisches Festival zieht seit 1978 jährlich am ersten Augustsonntag Tausende in den Ort. Der steht dann einen Tag lang im Zeichen der Pimientos de Padrón.
Anbau in vielen Teilen Spaniens
Zwischen Juni und Oktober pflücken die Bauern der Gegend die Schoten von den buschigen Sträuchern. Es sind rund 15 Tonnen jährlich. Das deckt natürlich bei weitem nicht den Bedarf. Die Pimientos, die übrigens zur Paprikafamilie Capsicum annuum gehören, werden deshalb längst auch in anderen Landesteilen kultiviert.
Einfache Zubereitung
Die Rôtisserie Weingrün ist ist ein angesagtes Grillrestaurant. In dessen Küche führen Maikel Gööck und Tomislav Sipura Regie. Wir baten die beiden 31-Jährigen um Auskünfte zum Thema Pimientos de Padrón. „Eigentlich ist das keine große Sache“, so Weingrün-Küchenchef Gööck, „die kleinen grünen Dinger brätst Du in Ölivenöl bis sie Blasen werfen, Meersalz drüber, fertig.“ Gööck, ein Eigengewächs der Beltle-Schule mit Ausbildung im Alten Zollhaus, und Sipura, der seinen Beruf im Brandenburger Hof erlernte, war das auf die Dauer allerdings einen Tick zu simpel.
Verfeinerung durch Spitzenköche
Schließlich kamen sie auf die Idee, die Pimientos de Padrón zu einem Pesto zu verarbeiten. „Wir haben sie entkernt, angebraten und anschließend mit Olivenöl, Pinienkernen und Meersalz grob püriert“, erzählt Küchenchef Gööck. Sous Chef Sipura holt eine Schale mit einer grünen, cremigen Masse und fordert uns auf, zu probieren. Tatsächlich, da ist den beiden Weingrün-Köchen ein geschmacklicher Volltreffer gelungen. Nun servieren sie ihr Pesto neben einer Sauce béarnaise und mediterranem Gemüse als weitere Beilage zum Rumpsteak.
Kerne als Geschmacksverstärker
Übrigens : Auf das Entfernen der Kerne hätten sie getrost verzichten können. Wissenschaftler der englischen University of Reading haben im Auftrag des Starkochs Heston Blumenthal Tomaten- und Paprikakerne untersucht. Sie fanden heraus, dass sie weit mehr Glutaminsäure enthalten als das Fruchtfleisch. Dadurch verbessern sie auch das Aroma anderer Zutaten.